Krainer Steinschafe: Der Ursprung

Es handelt sich um eine Schafrasse der Julischen Alpen im Dreiländereck Kärnten, Slowenien und Friaul.

Wenngleich die Verbreitung über drei Länder bereits in der dreisprachigen Namensgebung erkennbar ist, so war die Rasse doch von jeher im Bereich slowenisch sprechender Bevölkerung verbreitet.

Die Rasse gehört phänotypisch und aufgrund ihrer asaisonalen Ablammung zur Steinschafgruppe und entspricht noch dem alten, mischwolligen Typ ohne Bergamas­kereinkreuzung. Der Hauptbestand dieser Rasse hat im Gebiet des Triglav Nationalparks im Bezirk Bovec in Slowenien überlebt.

Die Jahrhunderte alte Tradition ihrer Nutzung als Milchschafrasse hat dies ermöglicht, auch wurden deshalb nie Bergamaskerschafe eingekreuzt. Der Versuch der Veredelung durch den Einsatz von Ostfriesenböcken im ehemaligen Yugoslawien hätte die Rasse aber beinahe vernichtet.

Der Rückgang der Landwirtschaft und der Bevölkerung allgemein in diesem Gebiet wurde die zweite große Bedrohung. Noch 1990 schien es erforderlich, eine ex situ Erhaltung anzustreben. So wurden 1988 und 1991 reinrassige Tiere nach Öster­reich und Bayern gebracht und es entwickelte sich daraus bis heute eine ansehnliche Population von über 300 Mutterschafen. Die Rasse wurde von der EU als erhaltungswürdig einge­stuft und wird in Bayern und Öster­reich über Förderprogramme finanziell unterstützt. Mittlerweile wurde aber in Slowenien eine Förderung in vergleichbarer Höhe und in Verbindung mit Reinzucht eingeführt. Es wird dort eine Kernpopulation von 600 Tieren angestrebt.

Die Rasse ist klein- bis mittelgroß und sehr feingliedrig. Böcke errei­chen bis 80 kg, Mutterschafe 60 kg Körpergewicht. Die Mischwolle ist glänzend weiß oder tiefschwarz (lichtechtes Schwarz). Braune oder graue Tiere sind sehr selten.

Der Kopf ist lang und schmal, das Profil gerade, die kurzen Ohren ste­hen waagerecht nach der Seite. Die Böcke sind meist unbehornt, da die Slowenen konsequent Hornanlagen ausmerzen. Die Schafe lammen drei­mal in zwei Jahren, teilweise auch zweimal jährlich. Die Zwillingsrate hängt sehr stark von der Fütterung ab. Zwillinge werden in Slowenien nicht gewünscht, da die Schafe zum Melken gebraucht werden. Die Heimatregion gehört außerdem zum Karst und die Schafe müssen mit die­sem Phänomen fertig werden! Die Lämmer entwickeln sich sehr schnell bei einer Tageszuwachsrate von 200 Gramm. Die Nutzung als Milchrasse in Slowenien stellt für Mitteleuropa eine Besonderheit dar, da das Melken in großer Herde auf der Alm sonst eher für Osteuropa typisch ist.


Die Schafe werden dadurch streng saisonal gehalten, d.h. nur Ende November zugelassen, so dass sie synchron Ende April lammen. Nach sechs Wochen werden die Lämmer abgesetzt und die Mutterschafe auf der Alm gemolken. Die Zuchtböcke gehen nach der Deckzeit alle zur Schlachtung und im folgenden Herbst werden neue Bocklämmer – im Tausch mit den Nachbarn! – ver­wendet. Auf diese Weise haben sich die Bauern im Triglav über viele Generationen nicht nur die Überwin­terung der Böcke gespart, sondern offenbar auch Inzuchtschäden ver­mieden. Der Käse ist ein fester Schnittkäse der in der Naturrinde als 3 – 4 kg schwerer Laib reift. Er wird in der Region mit guten Preisen und Erfolg vermarktet.

Der Nachteil der ex situ Erhaltung hat sich beim Bovska Schaf vor allem in der fehlenden Milchnutzung in Bayern und Österreich gezeigt. Aus diesem Grund wurde ein überbe­triebliches Almprojekt mit Förderung durch die EU in Kärnten initiiert, das 2000 begonnen wurde. Der Alm­betrieb liegt im Großglocknergebiet in Heiligenblut auf 1400 m Höhe. Die Ergebnisse der ersten zwei Jahre haben gezeigt, dass die Rasse sich durch ihre Anpassungsfähigkeit und Mentalität für diese Form der Haltung bestens eignet. 90 Schafe werden zweimal täglich mit der Maschine gemolken. Die Milchleis­tung streut aber extrem, wurde sie doch über zehn Jahre kaum beachtet. Die Tagesleistung schwankt zwi­schen 0,5 und 3 l , auch die Konstanz der Leistung über die drei bis vier Monate auf der Alm ist sehr unter­schiedlich.Das Bovska Schaf ist nicht nur altes Kulturgut mit sehr langer Tradition, sondern auch ein geeignetes Symbol für ein zukünftiges Europa der Regionen!

Dr. Reiner Seibold